Wenn man sich als Frau entscheidet Kinder zu bekommen,
weiß man, oder man hat zumindest eine gewisse Ahnung davon, so wie ein unangenehmes
Kribbeln im Nacken, was einen erwartet, hat man den schönen Teil der
Schwangerschaft erst einmal hinter sich gelassen. Nämlich eine ganze Menge
Arbeit. Und viel zu wenig Schlaf, denn wie sollte man denn sonst diesen ganzen
Arbeitsberg bewältigen, der sich da auf das zarte, feengleiche Wesen, genannt
Frau, lädt? Viel Arbeit, wenig Schlaf, die ganze Verantwortung. Die Frau von
heute bekommt nämlich nicht nur Kinder und erledigt den Haushalt. Neiiiiiheiiiin! Sie hat auch eine 150%-Anstellung, arbeitet ehrenamtlich, macht Yoga, hat ein
cooles Hobby und lernt nebenher noch eine Fremdsprache. Ja Frauen von
heute....völlig bekloppt!
Glücklicherweise sind wir mittlerweile in einer Zeit
angekommen, wo sich der Mann langsam dem Verantwortungs- und Arbeitspensum der
Frau nähert. Viel zu lange hat sich die Frau emanzipiert und wollte all den
Scheiß allein bewältigen, weil sie so stark und unabhängig und deswegen so toll
ist. Naja, letzteres stimmt schon irgendwie. Frauen sind unglaublich toll,
zumindest können sie großartig und der Traum vieler Männer sein, wenn sie
wollen.
Doch hat man erst einmal Kinder, träumt die Frau von anderen
Dingen und schert sich nicht darum, welche Traumgestalt sie z.B. für ihren Mann
darstellt. Oft wird sie für diesen zum Alptraum. Und warum? Sie möchte einfach nicht
mehr emanzipiert sein. Nein. Sie möchte es nur nicht zugeben und sie wirft all
ihren Zorn auf den Mann, wenn er auch nur einen kleinen Fehler im Alltag
begeht.
In meiner Welt muss Gerechtigkeit herrschen. Empfinde ich
auch nur ein bisschen Ungerechtigkeit, verknotetet sich diese Missstimmung in
meinem Magen und dort wächst sie dann nach und nach zu einem großen Wutknäuel heran
und wartet nur darauf in einem Schwall herauszuplatzen.
Gerechtigkeit ist die gerechte Verteilung der anfallenden
Belastungen die auf Kosten der freien verfügbaren Zeit gehen. Ist man erst
einmal stolzer Besitzer einer neu entstandenen DNA-Kombination, wird freie
verfügbare Zeit zum höchsten Gut des Alltags.
Die Realität sieht meist jedoch chaotisch
und ganz anders aus, niemand weiß wie viel freie Zeit ihm zusteht oder wie viel
der andere tatsächlich geleistet hat. Ein jeder denkt, er wäre am schlimmsten
dran und hätte deswegen die halbe Stunde auf der Couch verdient. Es herrscht ein
alltäglicher Kampf um Qualitytime. Und oft endet die Qualitytime dann im Bett
des jüngsten Sprosses, weil dieser mal wieder nicht alleine einschlafen wollte.
Und liegt man dann schon mal so kuschelig und muschelig, wie die Jüngste immer
sagt, dann ist das sanfte Hinübergleiten ins Traumland nicht mehr fern. Völlig
Matsche wird man dann irgendwann wach, denkt sich „Fuck“ und schleppt sich nur
noch hinüber ins eigene Bett. Man macht auch gar nicht mehr die Augen auf, denn
sonst würde man die unaufgeräumte Küche, den Wäscheberg und diverse
Kleinigkeiten, die nicht da sind, wo sie sein sollten, sehen.
Zwei Stunden später, als man gerade so richtig schön
entspannt ist, steht der Spross plötzlich an deinem Bett und jault: „Ich muss
mal Pippiiiiii!!!!
Du registrierst es, aber mehr als die Atmung zu
beschleunigen, schaffst du einfach nicht.
Dem Kind reicht das nicht als Antwort und ist noch nicht
dazu in der Lage diese subtile Sprache übermüdeter Eltern zu verstehen oder vielleicht
sind Kinder auch einfach abgrundtief böse und lieben es die Eltern mit solchen
Aktionen langsam aber sicher dem Wahnsinn nahe zu bringen. In diesem Augenblick, wo ich ein
weiteres: „Iiiiich muuuuuss Piiippiiii!“ vernehme, gehe ich von dem Bösen aus
und verfalle augenblicklich in Angststarre. Auf Angststarre folgt Traumland.
Auf Traumland folgt: „Meine Hose ist nass!!“ Ok, ich bin wach. „Wie deine Hose
ist nass? Wieso? Wo?“ frage ich in die Dunkelheit. „Hier“ sagt mein Kind. Da
meine Fragen eigentlich überflüssig waren, spare ich mir ein weiteres Geplänkel
mit dem Bösen und taumle mit dem Spross ins Kinderzimmer und dann ins Bad,
bereinige das Ergebnis meiner Emanzipation und schicke den Quell der Freude
wieder ins Bett.
In zwei bis drei Stunden erwartet uns ein neuer, aufregender
Tag. Ein Tag vollgepackt mit Dingen, die eine Familie so mit sich bringt.
Manchmal spannend, oft sehr lustig, begleitet von Verzückung und Staunen und
hin und wieder durchtränkt von Egoismus und Ignoranz. Schließlich will man auch
nur (über-) leben.