Ich bin zu alt für diesen Quatsch. Oder? Ja doch eigentlich bin ich zu alt dafür, aber was ich bin, entscheide immer noch ich. Ich weiß nicht, ob man mir das ansieht oder anmerkt, anmerken würde, dass ich ein sehr emotionaler, zur Melancholie geneigter Mansch bin, dass ich mir immer und fast ständig Gedanken um mich und meine Mitmenschen mache, um mich und dem sozialen Gefüge, welchem ich innewohne. Ständig kreisen meine Gedanken um das Leben an sich, was ich mir von ihm erwarte, was es mir bisher gebracht hat und was es mir alles wieder nehmen könnte.
Heute habe ich einen Abend für mich und gebe mich ganz meiner melancholischen Seite hin. Ich glaube, ich brauche dieses Gefühl des traurig seins, damit es sich in Zeiten des Glücks wieder umso schöner anfühlt.
Das erinnert mich daran, wie oft ich als junge Frau traurig war. Wenn ich so daran zurück denke, muss ich schon fast darüber lachen. Ständig gab es etwas, weswegen man traurig sein konnte oder musste.
Wie oft ich mit mir allein war und bedauerte. Alles bedauerte. Mich. Die Welt. Das schreckliche Streben. Das Irren.
Wenn ich mich in meine traurige Stimmung fallen lasse, kann ich wegen so vieler Dinge so unendlich traurig sein. Ich mag diese Dinge gar nicht aussprechen, weil sie mir so kindlich und dumm erscheinen.
Worüber ich jetzt genau schreiben wollte, habe ich leider vergessen.....ich lüge, ich habe es nicht vergessen, ich möchte es nur nicht sagen....und das ist schon wieder gelogen. Natürlich möchte ich es sagen, aber nicht hier, in dieser kleinen Ecke meines Blogs. Aber ich wollte ja auch über die Trauer, meine Trauer schreiben.
Back to Topic: Irgendwo habe ich mal gelesen, das es mir im Gespräch schwer fällt mich entsprechend auszudrücken, ich dafür aber im geschriebenen Wort wesentlich mehr Tiefe erlange. Und so fühle ich es auch. Oft fehlen mir die Worte. Als ich noch jünger war, habe ich sehr oft irgendwelche (schlechten?) Gedichte geschrieben. In diesen habe ich oft besser beschreiben können, wie es mir geht. Wie es in mir drinnen aussieht, welche Emotionen mich beschäftigen. Sehnsüchte, Ängste, Trauer. Doch selten habe ich ein freudiges Gedicht geschrieben. Trauer, Ängste beherrschen, bewegen einen nachhaltiger als einem lieb ist.
Manchmal bin ich traurig, weil ich gelebt habe, wie ich gelebt habe oder erlebt habe, was ich halt erlebt habe. Andererseits hat es mich ja zu dem gemacht was ich jetzt bin - doch ist das ok? Ist es für mich ok? Aber ändern kann man es ja doch nicht ;-) man kann nur die Erfahrungen mitnehmen. Und auch wenn die Isa als junge Frau oft traurig war, jetzt ist sie es nicht mehr (nur noch selten), jetzt blickt sie auf einen Haufen Erfahrungen zurück und hat etwas angst, dass die Erfahrungen weniger werden.
"Schmerz ist der letzte Befreier unseres Geistes.
Er allein zwingt uns in unsere letzten Tiefen zu steigen." F. Nietzsche
Egal welcher Schmerz, er erinnert uns an das Leben, an unser Leben, an die Endlichkeit, an die Kostbarkeit des Seins. An alles was sein könnte, an alles was nie war. Und an alles was vergangen und so nie wieder bestehen wird. Ja, er fordert uns auf zu handeln, zu verändern, zeigt uns, dass etwas falsch ist. Ohne Schmerz stagnieren wir, verweilen.
"Wie soll ich meine Seele halten
daß sie nicht an deine rührt?
Wie soll ich sie hinheben
über dich
zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie
bei irgendwas Verlorenem
im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle,
die nicht weiterschwingt,
wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles,
was uns anrührt,
dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hält uns in der Hand?
Oh - süßes Lied..." R.M. Rilke
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