Montag, 19. Juni 2017

Tagebuch einer Mutter - Bikinifigur

Als Mutter kommen so viele neue, ungeahnte Dinge auf einen zu. So viele bezaubernde Dinge, herzerwärmende, vor Liebe triefende Dinge. Momente zum lachen, staunen, weinen und manchmal auch Momente voller Sorgen. Ja, diese neuen kleinen Menschen halten uns ganz schön auf Trab. Sie lassen uns unendliche, bedingungslose Liebe spüren und in wenigen anderen Momenten möchten wir sie gerne mal nach Timbuktu verkaufen. Freud und Leid ganz nah beieinander. Ja! Es ist wunderbar eine Mami zu sein. Ich bin jetzt fünfzehn Jahre Mutter und seit mehr als sechs Jahren auch zweifache Mutter. Kurz überlegte ich, ob ich nicht noch Dreifachmami sein möchte. Aber mit 38 Jahren geht der Kinderwunsch langsam zurück.
Ich erfreue mich an meinen tollen Töchtern und sehe mit Freuden zu, wie sie groß und unabhängig werden. Und natürlich erfreue ich mich an der immer größer werdenden Freiheit. Obwohl ich da oft sehr wehmütig bin. "Sie werden so schnell groß", ist halt wirklich wahr und stimmt mich manchmal traurig, weil ich diese Baby/Kleinkindzeit doch irgendwie ganz toll fand und sie vermissen werde.

Aber eigentlich wollte ich über ganz andere Dinge schreiben, als über die Liebe zu den eigenen Kindern. Und zwar über den, über meinen Post-Mami-Body. Es gibt ja Frauen die tangiert eine Schwangerschaft nicht im geringsten, aber bei den meisten Frauen geht eine Schwangerschaft nicht spurlos vorüber. So wie bei mir. Jeder der was anderes denkt, war noch nie mit mir in der Sauna, im Freibad oder im Bett. Und bisher vermied ich es auch eher auf sozialen Netzwerken meine Schwangerschaftsblessuren zur Schau zu stellen, bzw. habe ich versucht diese gut zu kaschieren. Sowas trägt man nicht zur Schau. Das sieht hässlich aus. Das gehört nicht zu mir, so bin ich nicht. Und ob das zu mir gehört und auch wenn man/ich es nicht wahr haben will, so ist man jetzt, so bin ich jetzt, für immer. Zumindest so lange, bis sie was erfinden, die Haut anders als operativ zu straffen. Bis dahin gilt, für immer. Da für immer ziemlich lang sein kann, sollte man sich besser mit seinem neuen Selbst arrangieren. Aber das ist leichter gesagt als getan. Denn überall begegnen sie uns, diese perfekten Menschen, ohne Falten,  ohne Cellulite. Durchtrainiert, tp gestylt und niemals Hunger auf ungesunde Sachen. Wie oft steht man dann vor dem Spiegel und betrachtet sich kritisch, mäkelt an sich rum, findet sich hässlich, weil man eben Cellulite hat, der Bauch hängt, die Brust hängt, es eben nicht so aussieht wie man es in den bildgebenden Medien serviert bekommt. Und wenn es gezeigt wird, dann nur, um Profit daraus zu schlagen. Man ist letztendlich so unglücklich über die Spuren des Lebens und hasst sich vielleicht sogar für den eigenen angeblich hässlichen Körper. Und wer hat mal eben ein paar Tausend auf dem Konto über, um sich glatt bügeln zu lassen? Und so etwas sollte doch auch nicht nötig sein, oder?
Seit fast zwei Jahren mache ich nun schon Kraft- und Ausdauersport. Mein Körper ist kräftig und kann einiges leisten. Ich fühle mich super 😊 mittlerweile. Das war nicht immer so. Bereits nach meiner ersten Tochter hatte meine Haut, vor allem die am Bauch, gelitten. Überall hatte ich nun Schwangerschaftsstreifen. Am Hintern, Oberschenkel, Brust, Waden, Bauch und ja sogar welche in der Kimme 🙈 einfach überall. Hallo? Ich meine, in der Kimme?! Es war schrecklich. 23 Jahre alt und der Körper komplett ruiniert. Ja ja, die kleinen sind es wert, etc. etc.... aber daran muss man sich erstmal gewöhnen. In diesen neuen Körper muss man erst mal reinwachsen. Das ist manchmal ganz schön schwer. Und vor allem früher habe ich mich für meine Narben geschämt. Bauchfrei, Bikini? Niemals! Selbst mein Intimleben wurde dadurch negativ beeinflusst. Nur weil mein Kopf meinen neuen Körper hässlich fand.
Ich hatte angst man könnte über mich lachen.Ich sei nicht mehr begehrenswert. Ich hasste alle Frauen, die eine Woche nach der Geburt wieder Größe 36 trugen. So als sei nix gewesen. Ich fand das so ungerecht. Aber hey, soll ich dir was sagen? So ist es nun mal. Der eine hat Probleme mit Akne und du hast halt Narben am Bauch...und in der Kimme^^
Nach meiner zweiten Schwangerschaft wurde es sogar nochmal schlimmer. Schlimmer geht immer.  In der ersten Schwangerschaft ging mein Gewicht von 50 kg bis 81 kg hoch. Was ich enorm fand. Alle dachten, ich bekäme Zwillinge. Aber so sah ich auch tatsächlich aus. Man, was schob ich ne Kugel vor mir her. Kein Wunder, dass ich überall Schwangerschaftsstreifen bekommen habe. Nach ungefähr vier Jahren hatte ich nach einigen Diäten und einer Trennung wieder schlanke 55 kg erreicht. In Klamotten fand ich mich wieder Bombe. Aber in Unterwäsche, Bikini oder gar nackt fühlte ich mich immer noch sehr unwohl. Aber irgendwie hatte ich dann doch noch einen Deckel gefunden. Und der fand das alles auch gar nicht so dramatisch. Das tat gut :-)
aber geheilt war ich dennoch nicht. Dann kam die zweite Schwangerschaft und ich nahm mir gaaaaanz fest vor dieses Mal nicht so viel zuzunehmen und mich mit dem Essen zu zügeln. HAHAHAHAHA....hahahahaha. Wie süß. Mein Ausgangsgewicht lag bei ca. 63 kg, ich hatte zuvor mit dem rauchen aufgehört und bereits etwas zugenommen. Naja Ende vom Lied, ich hatte eine Woche vor der Geburt schon etwas mehr als 93 kg. In Worten "Dreiundneunzig"! Alter, was war denn da passiert? In hatte in einem Monat mal fast fünf kg zugenommen. In einem Monat. Ich hatte einen soooo gewaltigen Bauch. Drillinge, mindestens. Ich konnte mich aber auch gar nicht zügeln. Ich war jeglicher Vernunft und Willenskraft beraubt worden. Ich MUSSTE immer essen. Essen war alles was mich interessierte. Konnte ich essen, war ich eine glückliche Isa. Ich esse ja immer noch sehr gerne und "viel" ist ja bekanntlich mein Lieblingsessen, aber in den Schwangerschaften das war wirklich erschreckend.
Ich habe also in jeder Schwangerschaft über 30 kg zugenommen. Also so etwas kann gar nicht spurlos an einem vorüber gehen. Und eigentlich, wenn ich an meine Körpermasse zurückdenke, habe ich vielleicht echt noch Glück gehabt.
Die letzte Schwangerschaft ist nun mehr als sechs Jahre her und, ich kenne mein Gewicht gerade nicht, aber ich müsste jetzt irgendwas zwischen 60 und 62 kg wiegen. Dieses Gewicht ist super, mein Körper ist, wie ich bereits schrieb, stark und kann einiges leisten. Perfekt! Wenn da nicht immer diese Scham mitschwingen würde. Mittlerweile geht es eigentlich. Zum Beispiel Sauna und mit dem Bikini ins Freibad ist absolut kein Problem mehr. Aber dennoch möchte ich es oft noch verstecken und schäme mich dafür. Ja, ich schäme mich dafür, weil ich nicht perfekt bin. Das muss ganz schnell aufhören. Ich werde wahrscheinlich nicht von heute auf morgen meine Einstellung dazu ändern können, vor allem nicht das damit verbundene Gefühl, aber ich kann daran arbeiten. Daran arbeiten, mich so zu akzeptieren wie ich bin und anderen erlauben mich so schön zu finden wie ich bin, mit all den Narben die ich trage. Es wird immer Menschen geben, die über dich lachen werden, die dir sagen, dass du nicht gut genug bist. Aber man/ich muss aufhören, allen gefallen zu wollen. Das wird nicht klappen. Ich muss mir gefallen. Ich muss in meinem Körper endlich ankommen.
Wir sind alle nicht perfekt, das wusstet ihr sicherlich schon, aber es wird Zeit sich richtig zu fühlen. Sich richtig zu fühlen, so wie man ist. (Es gibt eventuell Ausnahmen, aber die sind gerade nicht Thema). Lass dich nicht blenden. Jeder trägt irgendwas mit sich rum, was in den Augen eines anderen nicht schön ist. Nicht perfekt ist. Drauf gepfiffen. Furchtbare moderne Welt.
Und wie kam ich jetzt dazu, das alles zu schreiben? Heute Mittag im Freibad habe ich ein Bild von mir gemacht, im Bikini, ich wollte es posten und dazu schreiben, dass ich schöne 1.3 km geschwommen bin. Doch darauf war auch mein Bauch zu sehen. Also habe ich es nicht gepostet. Und den ganzen Tag schon nagt es an mir. Wieso nicht? Ist doch nichts dabei. Stell dich nicht an.
Ich möchte lieber alle blenden, und für etwas gemocht werden, was ich nicht bin. Schrecklich. Ich meine, ich werde jetzt nicht ständig meinen Post-Schwangerschafts-Bauch in die Kamera halten, aber falls es mal ein Bild geben wird, das mir gefällt, dann werde ich es zeigen, auch wenn man meinen Bauch sehen  kann. Denn dieser Bauch erzählt eine Geschichte, meine Geschichte....







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