Freitag, 12. April 2019

Tagebuch einer Mutter - du und ich

Man spricht ungern über das Scheitern einer Beziehung und noch weniger, über eine zerbrochene Ehe. Und wenn man es tut, dann ist oft viel Groll, Frust, Wut und/oder Trauer dabei. Etwas was so lange gut war, ist es nun nicht mehr. Etwas ist passiert. Was ist passiert? Ein Zeitpunkt an dem man reden muss.
Ein Wendepunkt, ein Neubeginn. Da muss man drüber reden. Wie viele Gedanken sind gedacht worden, bis endlich der Entschluss zur Umsetzung, der Trennung, gefasst wurde. Und ist es erstmal ausgesprochen, dann sitzt, steht oder jammert man in einem Trümmerfeld. Die (angeblich) heile bisherige Welt ist zerstört. Alles ist irgendwie nicht mehr da, wo es eigentlich hingehören sollte. Alles ist durcheinander und man weiß nicht so recht wie und wo man anfangen soll die Dinge neu zu ordnen. Wo gehören sie denn nun hin? Die Welt sieht eigentlich aus wie immer und doch ist sie eine völlig andere. Man spürt es ganz und gar. Es fühlt sich unbequem an, dieses Neue. Es drückt ganz schrecklich hier und da und will nicht so recht, wie wir es vielleicht gerne hätten. Ja, so ist das, wenn man gewohntes Terrain verlässt. Es ist zumeist sehr unbequem. Man hat den Schuh ausgezogen. Vielleicht ist man erleichtert, aber an den neuen Untergrund müssen sich die Füße erstmal gewöhnen.

Ich schreibe diesen Blogeintrag nicht, weil ich mir mal eben gerade Gedanken über Paare und Trennungen mache. Vor jetzt ziemlich genau zwei Jahren haben mein Ex-Mann in Spe und ich uns getrennt. Ein Wendepunkt. Wir sind in unserer Ehe/Beziehung gescheitert. Aber Scheitern klingt so negativ. Als müsse man eine Beziehung bis zum Lebensende hin aufrecht erhalten, nur damit sie erfolgreich ist. Nun die Beziehung war dann auf jeden Fall sehr lang, aber war sie gut, war sie erfolgreich? Aber was ist eine erfolgreiche Beziehung oder Ehe? Muss sie bis zum Tode bestehen? Mit Kindern? Und einem Häuschen? Jährlichem Urlaub? Ist sie erfolgreich, wenn man ständig guten Sex hat? Oder nur dann, wenn man nur den Partner vögelt? Gilt sie vielleicht als erfolgreich, wenn sie nur der sichere Hafen ist, ein Rückzugsort? Ein Zuhause, ein guter Freund, welcher dich kennt und liebt, mit allen Ecken und Kanten?
Beziehungen sind, meistens jedenfalls, nicht immer einfach. Zu Beginn von Selbstlosigkeit, Wohlwollen und erblindender Liebe geprägt, wird die Beziehung mit den Jahren eine Verbindung, die sich eventuell, viel zu oft mit Kompromissen begnügen muss. "Man muss halt Kompromisse eingehen." Muss man? Sollte man? Ja und nein. Als kompromissloser Egomane seinen Lebensweg zu gehen, kann vielleicht ganz geil sein, ist aber nicht unbedingt das, was einen glücklich machen wird.. Das Schöne und schwierige heutzutage ist ja, dass wir wählen können. Wir sind frei in unserer Partnerwahl. Wir müssen einen Partner, der (zu) uns nicht passt, nicht bis zum Ende begleiten. Wir können neu beginnen. Suchen und Finden. Oder gefunden werden. Es ist uns möglich viele, glückliche Beziehungen zu führen. Jedoch muss ich kritisieren, dass wir aufgrund dieser Dating-Apps und des Internets einfach mit zu vielen Menschen interagieren können. Da kann so ein Single-Dasein auch ganz schnell mal  in Arbeit ausarten. Ich selbst hatte mal für ne kurze Zeit so ne Dating-App benutzt und war nach kurzer Zeit ziemlich genervt und gestresst. Also so möchte ich einfach niemanden kennenlernen. Und überhaupt ist dieses Single sein und Partner suchen echt nervig, aber dieses ist eine andere Geschichte und wird ein anderes Mal erzählt.
Nichtsdestotrotz ist es natürlich ganz wunderbar diesen einen Partner gefunden zu haben. Und ja, auch ich glaube an diesen einen Partner, aber ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn findet als sehr gering ein.

Wenn wir ihn dann haben, diesen Partner, den wir sehr weit in unsere Welt vordringen lassen, dann kommt ja mit den Jahren irgendwann zwangsläufig die Routine, der Alltag. Alltag kann ganz nett sein. Er kann aber auch ganz schön nerven. Man ist plötzlich genervt, wenn der Partner die Socken im Bad liegen lässt oder zu lange das Bad blockiert. Nicht den Müll raus gebracht hat, etc. etc. Es gibt jedenfalls eine Menge Dinge, die dazu führen, dass man sich in seinem Frieden gestört fühlt. Und wenn dann auch der Sex nachlässt...oh wei. Also spätestens jetzt sollte man sich zu einem ernsteren Gespräch hinsetzen und mal die Beziehung evaluieren. Viele Paare leben viel zu lange mit Liebes- und/oder Kuschelentzug. Und warum? Weil sie die Komfortzone nicht verlassen wollen. Sie ignorieren zu lange die Probleme, die so langsam mehr werden, bis sie ein riesiger Haufen Sch*** geworden sind. Natürlich muss man bei so einer Trennung Entscheidungen treffen die einem unangenehm sind, die einem verdammt weh tun. Vor allem, wenn man Kinder und ein Häuschen hat.
Aber hey, ich bin klar dafür, dass man eine Beziehung nicht so schnell aufgeben sollte und nur weil die Fahrt gerade etwas holprig ist, muss man nicht das Fahrzeug wechseln, denn das nächste Fahrzeug fährt ja eventuell die gleiche Straße entlang. Vielleicht erstmal stark bremsen und langsam wieder anfahren. Nichtsdestotrotz ist es manchmal einfach besser abzuspringen. Wenn das Auto ständig bockt und immer nur Umwege fährt, man nach ein paar Kilometern schon wieder ne Zündkerze auswechseln muss, dann ist es wirklich einfach mal besser, auf ein anderes Fahrzeug umzuspringen. Ich möchte kurz erwähnen, dass ich gerade nicht metaphorisch für meine/unsere Ehe spreche sondern eher global, für alle Beziehungen.
Ich habe mittlerweile schon so viel mitbekommen. Bei mir und natürlich auch in meinem Umfeld. Und dennoch, ich glaube an die einzige und wahre Liebe. Ja, es gibt sie sicherlich. Diese eine Liebe, die wirklich bis zum Ende besteht. Die ohne viele Kompromisse glücklich ist. Doch diese zu finden. Sich gegenseitig zu finden. Diese Chance ist einfach sehr gering. Und so müssen wir halt weiterhin  mit weniger passenden Partnern unser Dasein fristen und mehr oder weniger Kompromisse eingehen, bis man keine Kompromisse mehr eingehen mag oder einfach resigniert.
Es ist schön auf Mr/Mrs Right zu hoffen, aber total bescheuert, zu glauben, man würde ihn/sie auch finden. Wie wäre es mit vielen Mr/Mrs Rights, anstatt sich mit schlechten Beziehungen zu quälen? Die tun doch keinem von beiden gut. Generell wären Beziehungen besser, würde man seine Einstellung zu ihnen ändern. Wir wollen in unserer modernen Welt unbedingt unser altes Beziehungsmodell beibehalten. Wir wollen offen und tolerant sein und haben dennoch Besitzansprüche an unseren Partner. Anstatt so einnehmend zu sein, sollte man sich vielleicht eher die gemeinsame Zeit so toll wie möglich gestalten und herausfinden, wo man als Paar zusammen hinstreben kann. Letztendlich geht es doch nur darum, nicht allein zu sterben.
Manche Beziehungen haben so einen richtig schönen Flow. Da läuft es. Klar gibt es dort auch hin und wieder Ungereimtheiten, doch diese sind in solchen Beziehungen schnell beseitigt. Sollten solche Ungereimtheiten jedoch immer öfter vorkommen und die Beziehung artet mittlerweile ganz schön in Arbeit aus, sollte man ganz schnell die Reißleine ziehen, sich zusammen setzen und mal zusammen schauen, woran es liegt. Und dann sollte man verdammt noch mal ehrlich sein. Einfach mal alles raus lassen. Und ja ihr seid selbst schuld, wenn ihr es nicht tut. Man muss einfach reden, Leute. Und entweder wird es besser und ihr könnt weiterhin ein glückliches Paar sein oder eben nicht und dann sollte man sich eigentlich trennen.
Viele trennen sich dennoch nicht. Sie haben Kinder, ein Haus, ein gemeinsames Geschäft. Was weiß ich warum sie nicht allein weiter machen wollen? Wahrscheinlich weil sie einfach nicht alleine weiter machen wollen? Dieses "allein" muss so beängstigend sein, dass man lieber zusammen unglücklich ist, als so mutig zu sein und zu versuchen allein das Glück zu finden. Was sehr oft auch beinhaltet, dass man jemanden findet, der dieses Glück noch besser macht. Ganz nach dem Motto "Höre auf zu suchen und du wirst gefunden". Naja, jedenfalls versuchen diese Paare irgendwie zusammen, aber im Herzen doch eher getrennt, weiter zu machen. Hallo? Das kann doch nur in die Hose gehen. Wie soll man emotional so weit voneinander getrennt zusammen glücklich sein?

Mein lieber, guter Ex-Mann in Spe und ich sind nun schon seit guten zwei Jahren getrennt und wir haben es tatsächlich geschafft uns nicht zu hassen. An dieser Stelle möchte ich ihm sagen, sofern er dieses hier lesen sollte...Danke! Danke, dass wir alles irgendwie doch noch gut gemeinsam auf die Kette kriegen und das, obwohl wir uns schon neue Partner vorgestellt haben. Sowas ist nicht selbstverständlich. Doch warum sollte man sich das Leben unnötig schwer machen? Man hat sich doch mal geliebt. Es wäre ziemlich egoistisch und bösartig, dem anderen nun Steine in den Weg zu legen.
Blickt nicht mit Gram zurück, blickt auf das Schöne und nehmt dieses in die Zukunft mit euch und für andere mit ❤

















1 Kommentar:

  1. Wow. Toller Text und so authentisch.
    Ich bin im September mit meiner Frau 25 Jahre verheiratet. Ja sowas gibt es noch. Aber es hat ca. 18 Jahre gedauert bis ich sagen könnte. Ja die ist es. Die Frau fürs Leben. Du kennst meine Story. Vom Säufer zum laufer. Verlobt haben wir uns während meiner Bundeswehrzeit. geheiratet haben wir wegen dem bauplatz. Alles sehr romantisch. Nicht wahr? Sex.was war das nochmal? Ich habe lange , sehr lange überlegt ob es genau das ist was ich wollte. Ständige Bevormundung, mach dies , mach dies nicht usw.im Nachhinein ist meine Frau das beste was mir passieren konnte. Sie hätte mir damals auch meine Sachen unter die Brücke stellen können. Hat sie aber nicht. Wir haben die schwere Zeit zusammen durchgestanden. Und jetzt sieht es so aus. Wir lieben und respektieren uns. Aber eher wie Bruder und Schwester . Beste Freunde aber rühren uns nicht an. Aber muss am fehlenden Sex eine Beziehung scheitern? NEIN. ich finde es gut das ihr es geschafft habt euch nicht zu hassen. Ich finde ja immer zu einer Trennung gehören IMMER zwei. Unter Menschen gibt es kein leasen. Wenn es nicht passt einfach umtauschen.

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