Donnerstag, 15. April 2021

Corona nervt

 Ich sag's ja nicht gern, aber: Corona nervt! Das ist nichts neues sagst du? 

Am 17.03.2020 hat die Kantine bei uns im Krankenhaus ihre Tore geschlossen, seitdem ist es vorbei mit Kantinenessen. Seitdem ist gefühlt alles was Spaß macht vorbei. Im Sommer gab es ein kurzes Annähern an Geselligkeit und Unbeschwertheit, aber die Infektionsangst war dennoch immer mit dabei. Corona hat ihren ersten Geburtstag gefeiert und noch nie hatte man weniger Lust etwas zu feiern wie diesen Coronageburtstag. Es fühlt sich irgendwie ganz oft so an, als hätte es 2020 nicht gegeben. Wenn ich an letztes Jahr denke, dann denke ich eigentlich nicht an 2020, sondern eher an 2019. Es ist ja nicht so, dass 2020 nichts passiert wäre. Nein, nein. Ein paar kleine, feine Dinge sind schon passiert. Aber irgendwie hätten diese Dinge auch in 2019 passiert sein können. 2019 - als die Welt noch in Ordnung war.

Seit einem Jahr interessiere ich mich nun für Infektionszahlen. Für Hygienemaßnahmen außerhalb meines Jobs. Ich gehe auf Abstand. Ich trage Maske und war seit einem Jahr nicht mehr im Fitnessstudio. Oder in der Sauna. Und seit vielen Wochen, gehen wir auch nicht mehr essen, geschweige denn auswärts was trinken. Wir shoppen online oder, was der klägliche Versuch der Einzelhändler war/ist, via Click & Meet oder vielmehr "Test, Click & Meet". Wir dürfen uns draußen nicht mehr begegnen. Wir müssen immer Angst haben uns unbemerkt anzustecken. Und dann würden wir ja Gefahr laufen andere unbemerkt anzustecken. Das wollen wir nicht. Auf keinen Fall. Doch ich merke immer mehr wie müde ich werde. Coronamüde. Ich möchte endlich wieder Menschen ohne Masken sehen. Ich möchte mit ihnen Sport machen. Sie in den Arm nehmen. Zusammen mit ihnen auf der Tanzfläche stehen. Im Park spazieren gehen. Auf Wiesen sitzen, Familienfeste feiern. Oma und Opa wiedersehen. Sie drücken. Ich bin so unglaublich müde geworden. Hätte nicht gedacht, dass mir das alles irgendwann so sehr fehlen würde. Ich bin ein Mensch der gern allein mit sich war und die Abstandsregel würde ich auch außerhalb von Corona begrüßen. Aber es zehrt. Ich kann dieses Gefühl noch nicht einmal richtig beschreiben. Es ist ein bisschen als würde die Welt durch einen grauen Schleier gesehen und mit Fingern in den Ohren gehört.

Ich halte mich eigentlich für sehr vernünftig. Ich möchte niemandem schaden. Ich bin Kinderkrankenschwester. Ich pflege die Kranken und stehe dafür die Gesundheit zu bewahren. Ich befolge gerne die Hygieneregeln, um eine Ansteckung für Risikopatienten auszuschließen. Ich halte auch gerne den Abstand ein. Doch ich frage mich, wie lange können wir das noch? Man denkt und sagt, es sei doch nichts dabei für das große Ziel sich ein wenig zurückzunehmen. Definiere "ein wenig". Und wie lange müssen wir dieses "ein wenig" noch leben. Wenn ich meine Situation reflektiere, geht es mir eigentlich gut und ich sollte mal schön die Klappe halten, denn ich habe einen Job, den ich ausüben kann, 2 Töchter die in meinem Haushalt leben, einen Partner, mit dem ich zusätzlich Zeit verbringen kann. Wieso fühle ich mich dann so? Es gibt diesen neuen Begriff "Mütend". Ich bin nicht "mütend". Ich bin eher nur müde. So eine Müdigkeit, die durch Schlafen und Ruhen nicht besser wird. 

Wie muss es den Menschen ergehen, die all das was ich habe nicht haben? Die wirklich allein sind. Und dann noch die Gedanken an all die Menschen die sich Existenzen aufgebaut haben und um diese nun bangen müssen oder gar schon verloren haben? Es ist irgendwie klar, dass es nicht anders geht, und gefühlt möchte es unsere Regierung allen Recht machen und weil das bekanntlich ja gar nicht funktioniert, läuft es gerade ziemlich unrund. Aber ich will hier auch nicht mit dem Finger auf irgendwen zeigen. Wir sind leider mittlerweile an einen Punkt angekommen, wo alle unruhig werden und es nun noch schwieriger ist Maßnahmen, härtere Maßnahmen durchzusetzen. Eben weil die Leute durch so viel hin und her hoch und tief ganz wuschig geworden sind. Ich kann das verstehen. Ich vermisse die Zeiten, wo wir gemeinsam an Startlinien, auf Tanzflächen oder auf Saunabänken saßen. Ich frage mich ständig: Wie lange noch? Wann werden wir endlich soweit durchgeimpft sein, dass wir einander begegnen können? Was ist mit den Coronamutationen? Und dann die Fragen, die man besser nicht stellt, weil sie ethisch fraglich sind.

Bei den Pocken hat es hundert Jahre gedauert, bis die Erkrankung ausgerottet war. Bei Masern könnten wir doppelt so schnell sein. Aber es gibt Viren die kann man nicht ausrotten, weil sie eben immer wieder mutieren. Ich denke da an die Grippe, wo man sich jedes Jahr neu impfen lassen muss. Werden wir das mit Corona nun ähnlich erleben? Ich meine, ich habe mich noch nie gegen Grippe impfen lassen. Bisher hatte ich auch noch nie eine. War das Glück? Habe ich ein gutes Immunsystem? Könnte mein Immunsystem auch Corona abwehren? Hat es das vielleicht schon? So viele Fragen, auf die ich keine Antworten habe. 

Ihr Menschen, die ihr dieses hier lest, fühlt euch gedrückt und angelächelt. Ich vermisse die Menschen die ich sonst immer gesehen habe, sei es sporadisch oder regelmäßig. Naja, ich denke, irgendwann können und dürfen wir uns wieder in den Armen liegen und miteinander feiern, tanzen, lachen, laufen, leben.....









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