Die Überschrift impliziert bereits vergangenes Scheitern meinerseits.
Eine kurze, aber doch starke Überschrift. Sie erzählt vom Scheitern, aber auch von Stärke, Mut und Willen.
Ich bin jetzt 36 Jahre alt und summa summarum habe ich bestimmt 20 davon geraucht. Mehr als die Hälfte meines Lebens. Warum??
Weil man ein Süchtiger ist! Es gibt die Ausnahmen, die nur an Wochenenden oder auf Party in Gesellschaft mal eine rauchen, doch die Mehrheit ist schlichtweg süchtig. Es werden die Augen davor verschlossen und die Finger in die Ohren gesteckt, wenn es darum geht, das geliebte Rauchen zu kritisieren.
2010 hatte ich das erste Mal mit dem Rauchen aufgehört und obwohl ich ein starker Raucher war, hatte es super geklappt. Bald war ich clean und hatte wirklich nur noch ganz selten so einen Moment wo ich gerne eine geraucht hätte. Doch diese kleinen Momente steckt ich locker weg. Die konnten mir nichts mehr. Und doch bin ich rückfällig geworden. Kurz vor unserer Hochzeit. Die Anspannung war so groß, dass ich wohl dachte, nur eine Zigarette könne mir jetzt Seelenfrieden geben. So'n Scheiß!!!!!!
Drei Monate später dann Nichtraucher 2.0. Ich wurde wieder clean. Und dann gab es einen Mädelsabend. Nahezu jede Frau rauchte und weil Alkohol und Gesellschaft so lustig sind und das Gehirn sich schon mal schlafen legt, scheiterte ich an diesem Abend schon wieder. Es dauerte zwar ein paar Monate bis ich wieder so ein richtiger Raucher war, aber dieses Mal konnte ich nicht so leicht aufhören. Das war Anfang letzten Jahres. Gute 1 1/2 Jahre musste ich also wieder rauchen. Ich wusste die ganze Zeit dass es totaler Quatsch ist und dennoch war ich zu schwach, um wirklich aufzuhören. Ich fand diese fünf Minuten, wo man sich zurückzieht, mal eben nur für sich allein ist, allein mit der so entspannenden Zigarette, ich wollte auf diese kurzen Pausen einfach nicht verzichten.
Vor knapp einer Woche hatte es mich mal wieder erwischt, Fieber, Husten, Schnupfen. Ich rauchte. Und obwohl ich so schlimm husten musste, dass ich mich fast übergeben hätte, wollte ich dennoch weiter rauchen. Diese Zigaretten entspannten mich ja schließlich so gut. Doch letzten Mittwoch Abend lag ich auf der Couch und habe wirklich schlecht Luft bekommen. Meine Atmung ging richtig schwer und das öffnete mir wohl (mitunter) mal wieder Augen. Ich wusste, ich hatte nur noch eine Zigarette übrig, ich hatte mir glücklicherweise keine neuer Schachtel gekauft, und wollte diese eine Zigarette noch rauchen und dann den nächsten Tag mit Nichtraucher 3.0 starten. Blöd, dass ich diese eine noch geraucht habe, aber für mich war es der Schlussstrich. Ganz bewusst nahm ich mit dieser Zigarette Abschied vom rauchen.
Oooohhh, die ersten beiden Tage waren nicht schön. Ich war die meiste Zeit über nervös, hatte angst meine Mitmenschen wild anzufauchen, weil sie etwas von mir wollten, reden z.B. Überall sah ich rauchende Menschen. Um mich abzulenken trank ich erst mal viel Kaffee, ging Spazieren, räumte auf, etc. Aber der Entzug war nahezu immer präsent. Sehr oft kam der Impuls eine zu rauchen. Einfach weil ich viele Momente erlebt habe, in denen ich früher immer geraucht habe. Jetzt muss sich mein Gehirn wieder ganz neu umbauen. Es muss in vielen Situationen lernen, dass man in dieser nicht mehr rauchen muss (bzw. darf, aber das verrate ich ihm nicht).
Ein anderer Punkt warum ich jetzt aufgehört habe, ist wohl meine derzeitige, körperliche Fitness. Sie hat sich in den letzten Monaten verschlechtert. Nicht viel, aber doch so, dass es mir auffiel. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und hasse Rückschritte. Aber manchmal bringen uns Rückschritte ja zwei Schritte voran. So wie jetzt.
Ich überlegte, dass ich mich in einem Fitnessstudio anmelden möchte, doch dafür war finanziell nichts über....aber, doch. Halt. 15 € pro Monat für ein Fitnessstudio, natürlich hab ich das über. Ich müsste sogar nur eine Woche nicht rauchen und hätte das Geld dafür über. Aber nur eine Woche nicht rauchen, das klappt bei mir natürlich nicht. Bei mir geht nur ganz oder gar nicht. Umso besser, hab ich noch mehr Geld über.
Jetzt muss ich allerdings nur noch die Bronchitis loswerden, dann kann ich endlich mit Sport beginnen.
Und ich spüre jetzt schon die Veränderungen. Heute ist mein 4. rauchfreier Tag und ich fühle mich gut, besser. Ich muss natürlich immer noch an Zigaretten denken und die, mittlerweile immer leiser werdende, Nikotinstimme säuselt mir immer noch hier und da plötzlich ins Ohr. Doch ich bleibe stark. Ich sagte ja, ich bin ehrgeizig. Und wenn ich will, dann will ich. Und das ist auch der entscheidende Punkt für jeden Raucher. Man muss es wollen. Wirklich und wahrhaftig wollen!!
Auch wenn man wirklich will ist man natürlich noch gefährdet, doch es hilft ungemein die erste Zeit zu überstehen und hat man diese erst einmal überstanden, geht wollen immer mehr in sein über. Und diese Tatsache wird sich mehr und mehr besser anfühlen, physisch und psychisch.
Die ersten Veränderungen stelle ich jetzt bereits fest. Mein Ruhepuls ist bereits um mindestens 10 Schläge gesunken, ich habe abends nicht mehr diese Atemnot, mein Husten wird lockerer, insgesamt fühlt sich mein Körper schon gesünder an, obwohl er noch erkältet ist. Ich rieche bereits besser, sowohl selbst, als auch mein Umfeld ;-) Ich habe so viel Zeit, die ich mit sinnvollen Dingen füllen kann. Insgesamt bin ich einfach freier. Es sind wirklich sehr viele positive Dinge die mit dem nicht rauchen einhergehen und trotzdem gewinnt das Nikotin so oft. Was für ein böser, schwarzer Teufel.
Für mich ist jetzt Schluss mit dem Qualmen. Und damit das so bleibt, darf ich niemals vergessen, wie leicht man wieder rückfällig werden kann. Ich muss mir das in gefährlichen Momenten immer wieder bewusst machen. Und Fakt ist doch auch, man muss nicht rauchen, um entspannt oder glücklich zu sein. Es ist klar, das Rauchen kurzzeitig entspannt und natürlich wohl auch glücklich macht, aber zu welchem Preis? Denke daran!! Sei stark! Sei frei!