In
Zukunft verliebt!
Ich
bin 13 Jahre alt. In meiner Parallelklasse ist ein Junge, Oliver
heißt er, der ist ja soooooo süß. Immer wenn ich in sehe, werde
ich ganz kribbelig und nervös. Weiß nicht genau wohin ich schauen
soll. Weiß vor allem nicht, was ich tun soll. Was ist, wenn er zu
mir rüber sieht??? Ganz zu schweigen, wenn er zu mir rüber käme.
Oh, mein Gott!
Jeden
Tag durchlebe ich ein Chaos an Gefühlen. Beginnend mit heulen bis
zum hysterischen lachen, ist mir zu allem zu Mute. Am schlimmsten ist
es aber in den Schulpausen. Da besteht ja immerhin die Möglichkeit
IHN anzutreffen. Bei diesem Gedanken könnte ich Purzelbäume
schlagen oder aber mich kauernd in eine Ecke zurückziehen.
Letzte
Woche war ich einkaufen für meine Mutter. Milch, Brot, Hundefutter,
das gute „Loyal“. Zahnpasta. Hmmm, solche Sachen halt. Ich
schlenderte demotiviert durch die Regale und verharrte bei den
Porzellankätzchen. Wen muss ich da Plötzlich im Augenwinkel
vernehmen?? Richtig. Oliver! Gott, sofort war Einkaufen das
Spannendste was ich mir vorstellen konnte.
Doch
Moment, ich kann ja schlecht wie ein Hund an seinen Fersen kleben.
Mist. Hund müsste man sein. Ich entschließe mich dazu einen
Kompromiss einzugehen. Ich schlenderte einfach zufällig auch dort
entlang wo Oliver auch lang musste. Ist doch nur ein glücklicher
Zufall, dass ich dieselben Dinge einkaufen muss wie er. Deswegen
landen Rasierschaum, Rollmöpse und Tomaten auch noch in meinem Korb.
Mama wird sich freuen.
Es
ist ganz schön anstrengend jemanden zu beobachten, indem man so tut,
als beobachte man ihn nicht. Im Augenwinkel bemerke ich, dass Oliver
manchmal in meine Richtung blickt. Ich frage mich warum? Oh je.
Warum? Findet er mich hübsch und muss deshalb zu mir schauen??
Neeeee, kann nicht sein. Oder doch?? Vielleicht habe ich ja auch nur
übertrieben, mit meiner nicht-beobachten-Strategie? Vielleicht
musste er sich ja auch nur zwangsläufig umblicken, weil er etwas
sucht und er wollte gar nicht mich anschauen. Das wird es wohl sein.
Oder??
An
der Kasse bemerkt die Kassiererin, dass meine finanziellen Mittel
nicht reichen, um den ganzen Einkauf straffrei aus dem Laden zu
tragen. Ich entscheide, dass der Rasierschaum hier bleiben darf und
dann reicht mein Geld glücklicherweise. Unglücklicherweise hat
Oliver mitbekommen, dass ich zu viel für mein Geld einkaufen wollte
und er sieht auch garnicht verliebt aus. Eher verwirrt. Ich dagegen
geselle mich zu den Tomaten, die ich eingekauft habe.
Zuhause
angekommen, muss ich mich erst mal erholen. Und meiner Mutter
erklären, warum ich Hunger auf Tomaten und Rollmöpse habe. Als ich
den Zorn der Mutter erfahren und hinter mich gebracht habe, schleppe
ich mich in mein Zimmer und sinke in mich zusammen. Geschafft. Ich
Idiot! Ich Volltrottel! Oliver muss denken, ich bin total bescheuert.
Warum sollte er jemals mit mir zusammen sein wollen?? Mir ist zum
heulen.
Ich
liege auf meinem Bett und lasse alles nochmal Revue passieren. Ich
male mir aus, was alles hätte passieren können, von total
überwältigend bis total beschämend. Letzteres, bin ich überzeugt,
habe ich gerade erlebt.
Ich
springe auf, renne in die Küche und schnappe mir das Telefonbuch.
Wie hieß er nochmal mit Nachnamen? Mist. Wieso weiß ich das
eigentlich nicht. Ernüchternd muss ich feststellen, dass ich heute
nicht seine Telefionnumer bekommen werde, um ihn anzurufen und zu
sagen, wie sehr mein Herz nach ihm begehrt. Dann muss ich
feststellen, dass ich sowieso niemals bei ihm angerufen hätte und
muss laut auflachen, dass ich einem solch törichten Gedanken
nachgegangen bin. Ich hätte doch sowieso wieder aufgelegt, wäre er
an das Telefon gegangen.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Schwelgerei. Hausaufgaben werden
ansatzweise erledigt. Ich treffe mich noch kurz mit meiner Freundin
Sylvia. Sie ist auch schrecklich verliebt. Sie hat es aber noch
schlimmer getroffen. Ihr Schwarm geht noch nicht einmal auf unsere
Schule. Und er wohnt auch nicht im selben Vorort. Die Arme. Es muss
schrecklich sein ihm zufällig zu begegnen. Was muss sie wohl
durchmachen?? Ich will es mir gar nicht vorstellen.
Wenn
wir uns treffen, reden wir in der Regel darüber wann, wo und wie wir
die Objekte unserer Begierde treffen könnten. Es ist wundervoll und
schrecklich zugleich, nicht zu wissen, wann man jemanden wiedersehen
wird, dass man dem Zufall ausgeliefert ist, wenn man sich nicht
endlich traut, denjenigen mal anzusprechen oder seine Telefonnummer
herausbekommt.
Die
Welt ist schrecklich schön.
Verliebt
sein war vor 20 Jahren noch ganz anders als heute in Zeiten des www.
Heute stalkt man sich bei Facebook und Co. Sofern man stalken
zulässt. Heute ergeben sich ganz andere und neue Möglichkeiten des
Verliebtseins. Man träumt anders, auch wenn es die gleichen Gefühle
sind. Heutzutage geht man ins Internet und kann seinen Schwarm
treffen wann man will ohne dass er es weiß. Mann muss nicht
zwangsweise Tomaten kaufen damit man seinen Schwarm nicht aus den
Augen verliert.
Aber
egal wann man sich verliebt, dass Gefühl wird dasselbe bleiben. Es
lässt dich Dinge tun, die manchmal sehr absurd sind. Es lässt dich
Gefühle fühlen, die bis in den kleinsten Zeh vordringen und einen
riesen Radau dort veranstalten. Du fühlst dich unendlich glücklich
bis unendlich traurig. Du hoffst, du bangst. Du erschaffst mit
unendlicher Energie. Du leidest mit untragbaren Schmerzen.
Ist
es nun gut sich nicht zu oft zu verlieben?? Oder nicht auch ein wenig
Schade!
Liebe
hält uns zusammen, doch Verliebt sein treibt uns doch irgendwie an.
Warum also nicht immer ein bisschen verliebt sein?? Kann man ein
bisschen verliebt sein :D
Man sollte mich jetzt nicht falsch verstehen. Ich bin für feste und treue Partnerschaften.
Dennoch denke ich, dass egal wer, sich ab und zu mal wieder verliebt, egal wie fest er vergeben ist und egal wie sehr er den Partner liebt. Daran ist jetzt nichts schlimmes. Gefühle kann man nicht so gut ausstellen. Man sollte aber die Offenheit besitzen es zuzulassen und den nötigen Respekt, damit umzugehen.
Ach ja....nein, ich bin nicht verliebt. Aber ich liebe.... meinen Mann, meine Kinder, liebe Freunde....
Aber mein Mann ist wohl gerade sehr verliebt. Seit Wochen redet er von nichts anderem mehr, als von....alten, schicken Autos :D
Eigentlich wollte ich mit meiner kleinen Geschichte nur einen kleinen Einblick in den Prozess des Verliebt seins von früher geben. Es gibt ungefähr das wieder, was ich damals empfunden habe. Denn heutzutage ist es etwas anders, da uns ja ganz neue Möglichkeiten gegeben sind, unser verliebtsein zu (er)leben.
Davon ab, als ich mich damals in meinen Mann verliebte, fühlte ich mich auch sehr kribbelig und nervös :-) Man ist nur als Erwachsener etwas beherrschter was seine Gefühle angeht. Auch ist man nicht mehr so unerfahren und überlässt so vieles dem Zufall.
Man hat nur ein Leben, dieses sollte man so schön wie möglich gestalten. Auch seinen Mitmenschen gegenüber. Respekt, Toleranz und Offenheit sind ganz wichtige Dinge, in einer Welt in der Liebe und Hass so nah beieinander leben.
So, habt euch lieb <3