Einem Gefängnis gleich, mein Herz sich windet,
jammert, heult, und trägt sein Leid,
leise in Verschwiegenheit.
Sei still, sei still, du dummes Ding,
kein Wort hat je an Klang gewonnen,
sich verstrickt und neu gesponnen.
Düster ist die Welt trotz all des Lichts,
und meine Hände greifen,
immer nur in bitt'res Nichts.
"Ihr seid voll die Smombies", so beschwert sich manchmal unsere große Tochter, wenn wir wieder mal unsere Augen und Finger nicht von unseren Handy lassen können. Ich lachte immer darüber. Auch wenn sich andere beschwerten, dass man wieder die ganze Zeit mit seinem Handy beschäftigt sei, winkte ich nur ab. So ist das halt heutzutage. Die Zeiten ändern sich. Der Mensch hat viele Fragen und mein Handy kann sie mir alle beantworten. Oder?
Natürlich ist es ungemein praktisch immer und überall Zugriff auf das World Wide Web zu haben. Schon oft wollte ich spontan eine Adresse wissen oder jemandem ein Bild von etwas, dass man gerade entdeckt hatte, schicken. Oder man diskutierte gerade und ist sich einer Sache sehr uneinig und googelt mal schnell, um zu sehen, wer denn nun Recht hat. Alles gut und schön. Und all das würde im Idealfall auch gar nicht so lange dauern. Doch in Wirklichkeit hängen wir ständig vor unseren Handys. Schuld sind vor allem diese sozialen Netzwerke. Es gibt ein paar wenige Ausnahmen, die vielleicht nicht süchtig sind, doch die meisten sind es leider schon. Ständig muss man schauen, was der andere denn gepostet hat. Was gibt es Neues? Welche Bilder sind neu? Lustige Videos. Schockierende Videos. Bilder die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Verwirrende Statusmeldungen. Nonsens. Zumindest sehr viel davon.
Ich will das jetzt nicht verteufeln, denn im Grunde ist es doch eine schöne Sache von seinen Freunden zu lesen. Ich lese und sehe gern die Neuigkeiten meiner Freunde. Aber viel lieber würde ich sie gerne in Echt und in Farbe sehen. Würde einen Kaffee oder auch mal ein Bier mit ihnen trinken. Die Wahrheit ist, ich sehe meine Freunde viel zu selten. Zum einen liegt es natürlich daran, dass die meisten berufstätig sind oder Kinder haben. Viele wohnen aber auch einfach zu weit weg, um sich mal eben so zu treffen.
Ich würde mich echt freuen, meine Freunde öfter treffen zu können. Nun, jedenfalls ist es aus eben diesen Gründen schon ganz schön, zumindest von ihnen zu lesen. Oder?
Schon oft überlegte ich, mich von all diesen sozialen Netzwerken zu befreien. Im Grunde rauben sie mir nur meine Zeit. Klar ist es ganz schön Feedback über den geposteten Lauf o.ä. zu erhalten. Aber ist das wichtig? Feedback erhalte ich auch von Menschen, die mir tatsächlich begegnen. Anders, aber viel wertvoller.
Ja, ich bin ziemlich hin und her gerissen. Ich frage mich halt, wie sich mein Leben verändern würde, wenn ich auf FB, Instagram und Co verzichten würde. Welche Freunde bleiben? Ich habe angst einsam zu sein und merke dabei gar nicht, dass ich es eigentlich schon bin. Natürlich habe ich viele Leute im www getroffen und auch ein wenig kennengelernt. Viele tolle Leute. Aber eben nicht um die Ecke.
Eigentlich schreibe ich dieses hier jetzt nur, weil ich gestern beim Laufen um den See so ein einschneidendes Erlebnis hatte. Bei uns am See tummeln sich bei schönem Wetter immer sehr viele Menschen. Und als ich an der belebten Ecke vorbei lief, hätte ich beinahe angehalten, um mir die Leute einmal genauer anzuschauen. Es war wirklich gruselig. Da saßen überall Leute herum oder spazierten gemütlich umher. Alles ok, doch das Schlimme, nahezu jeder, ich tippe auf 90 - 95% der Leute hielt sich sein Handy vor die Nase. Beim gemeinsamen rumsitzen und spazieren gehen. Ich empfand diese Tatsache als sehr beunruhigend. Und sagte mir gleich, dass ich das bei mir ändern möchte. Ich möchte kein "Smombie" mehr sein. Wieso können wir uns nicht mehr vollste Aufmerksamkeit schenken. Den anderen sehen. Ihn so richtig sehen. Und nicht nur durch ein Handy.
Natürlich sehe und erlebe ich viel beim Laufen. Aber auch sonst möchte ich einfach mehr von der Welt sehen. So ich Echt und Farbe und zum Riechen und Fühlen. Ich will die Welt mit allen Sinnen wieder erleben und nicht über einen kleinen Bildschirm entdecken.
Ich finde, es sollte nicht normal werden, dass man mit seinem Handy vor der Nase herumläuft. Kann doch nicht sein, dass wir glücklich sind als "Smombies"?
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