Montag, 9. September 2019

Tagebuch einer Mutter - Single sein

Idealerweise ist man als Mutter natürlich nicht Single, sondern lebt mit dem Vater des Kindes/der Kinder unter einem Dach und erzieht die Gören gemeinsam. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Nun soll es aber Situationen geben, in denen es nicht konform der gesellschaftlichen Vorstellungen von Ehe und Familie läuft.
So wie bei mir.
So bin ich nun also eine Single - Mama die mal mehr mal weniger auf der Suche nach einem Partner ist. Seit 2,5 Jahren bin ich nun Single. Seit 2,5 Jahren sind meine Antennen also wieder ausgefahren und empfangsbereit. Mal mehr, mal weniger.
Um den Empfang zu verbessern hatte ich mich sogar mal bei einer dieser Datingapps angemeldet. Was anfänglich ganz witzig war, war nach sehr kurzer Zeit eigentlich nur noch ziemlich nervig.
Man musste ständig dasselbe erzählen. Immer wieder dieselben Fragen beantworten. Selbst natürlich auch Fragen stellen. Man musste also irgendwie durch das Geschriebene heraus finden, ob man denjenigen gut findet oder nicht. Und natürlich die Spreu vom Weizen trennen. Was schreibenderweise nicht immer ganz einfach ist. Ich z.B. achte noch auf Dinge wie Körpersprache, Klang der Stimme und wie beides harmoniert. Der Ton macht die Musik und kannst du auch zu dieser tanzen?
Manche gaben sich richtig Mühe und schrieben stellenweise viel und tiefsinnig. Witzig und intelligent. Andere waren frech und charmant. Und wieder andere ziemlich plump und wortkarg.
Meinen Männer echt, wenn sie ein schnödes "Hey!" in den virtuellen Raum schmeißen, dass man ihnen gleich zu Füßen liegt? Männer: ihr könnt noch so geil aussehen und den geilsten Body haben, wenn ihr nur in der Lage seid "Hey" zu schreiben, um auf euch aufmerksam zu machen, dann seid ihr bei intelligenten Frauen definitiv raus.
So habe ich also nun für mich herausgefunden, dass ich Datingapps einfach schrecklich finde und diese auch nie wieder nutzen werde, um einen Mann kennen zu lernen. Jemanden ich Echt und in Farbe kennen zu lernen ist einfach der beste Weg. Einfach zu sehen wie er/sie sich bewegt. Schaut er/sie mir in die Augen beim reden. Wie redet er/sie. Kann er/sie sich ausdrücken. Hat er/sie Humor. Hört er/sie mir zu. Wie geht er/sie mit anderen Menschen um? Oft habe ich auch das Gefühl, dass die Menschen nicht mehr allein sein können. Sie definieren ihr Glück, sich selbst über einen Partner/eine Partnerschaft. Dabei ist ein Partner immer nur Bonus. Man muss mit sich selbst glücklich sein. Ein Partner ist  nicht dafür da, dich glücklich zu machen. Es kann mit dem richtigen Partner sehr glücklich sein, doch wie gesagt das ist einfach Bonus.
Zurück zu diesen Datingapps. Hier sind wir doch nur noch etwas, was schnell konsumiert wird. Wir werden nach links oder rechts gewischt. Ja. Nein. Vergessen. Man sieht nicht mehr den Menschen. Man sieht ein Bild. Und oft noch ein sehr schlechtes dazu. Man respektiert uns nicht mehr als einen wertvollen Menschen mit einer Geschichte. Dabei ist seine Geschichte doch das was den Menschen ausmacht und vielleicht genau das worin wir uns verlieben würden.
Wir wollen das schnelle Glück. Das es aber nicht gibt. Wie wir oft und meist sehr schnell feststellen müssen. Der eine wird das wohl nie begreifen und eifrig weiter wischen und andere werden hoffentlich ungesättigt aufwachen und sich in einer handfesten Welt in die Wiege des Schicksals legen. Denn es gibt doch nichts schöneres als sich wahrhaftig zu begegnen.
Ok, wir begegnen uns also wahrhaftig...oder? Oder ist selbst das in der heutigen Zeit Bullshit geworden? Ich habe jedenfalls den Eindruck, als würden sich die Menschen nur noch unverbindlich treffen. Es werden keine festen Zusagen mehr gemacht, keine Versprechungen. Es muss immer irgendwie ein Hintertürchen offen bleiben, damit man sich schnell davon stehlen kann. Wir kommunizieren stumm und farblos, benutzen Emojis um unsere Gefühle auszudrücken, anstatt selbst das Gesicht für unsere Emotionen zu sein. Wir lesen keine Menschen, wir lesen Whatsapp-Nachrichten (und Co).
Wir stehlen uns Zeit, indem wir sie in elektronische Konversation investieren. Bilden uns ein wir hätten Freunde, seien beliebt, seien nicht allein. Wir begegnen uns nicht mehr und reduzieren die Kommunikation auf das geschriebene Wort und dann bestimmen wir auch noch wann der andere eine Antwort bekommt. Wir bleiben eine Antwort schuldig, ohne uns schuldig zu fühlen.
Wie viele lapidar hingerotzte Worte wurden schon geschrieben, um einen Eindruck von Interesse zu heucheln? Wo ist der Respekt? Wir können einfach keinen 1000 "Freunden" gerecht werden.
Ich erzähle nichts Neues, wenn ich von Qualität und Quantität von Gesprächen, Freundschaften erzähle. Wir wissen darum. Doch es fällt uns nicht wirklich auf. Den sozialen Netzwerken sei Dank. Denn durch sie haben wir das Gefühl nie allein zu sein. Und ja, natürlich sind wir durch sie irgendwie nicht allein. Ständig poppen irgendwelche Nachrichten auf, wo uns mitgeteilt wird, ob jemand was gepostet, jemand was geliked oder ob wir neue "Freunde" dazu gewonnen haben. Das artet manchmal ganz schön in Stress aus. Und wir lassen das einfach so zu. Wir lassen zu, dass unser echtes Leben von so einem Schwachsinn dominiert wird. Hey, auch ich habe mich in diesen Dingen verloren. Wie oft ich manchmal mein Handy gezückt habe, nur um zu kontrollieren, ob ich nicht schon neue Likes habe.
Habt ihr schon einmal versucht einen längeren Zeitraum ohne soziale Netzwerke auszukommen? So wie früher halt. Also so ganz früher, so vor 20 Jahren. Es gibt ja jetzt Generationen, die kennen das gar nicht anders, die werden damit groß. Soziale Netzwerke sind ja jetzt nicht total verkehrt, aber sie machen süchtig. Es ist doch so schön "gesehen" zu werden. Man gewöhnt sich an diese Art von Feedback und wenn man nicht täglich etwas postet und Feedback erhält, fällt man unter Umständen in ein Loch.
Mir wurde die Arbeit mit den sozialen Netzwerken und meine Unkonzentriertheit, weil ich ständig auf Feedback wartete und durch aufpoppende Nachrichten abgelenkt war, einfach zu viel.
Innere Unruhe, Nervosität, nur halbe Sachen waren de Folge. Ich mag keine halben Sachen. Meinen Kindern möchte ich nicht nur so ein halbes Ohr schenken, nur weil ich nach neuen Likes Ausschau halte, die so unwichtig sind.
Jedenfalls...hebt eure Köpfe und blickt euch um, traut euch Single zu sein. Trefft euch. Redet. Schaut euch in die Augen. Spielt Gesellschaftsspiele. Geht spazieren. Seid glücklich mit euch und dann kommt ein Bonus manchmal ganz von selbst.
















































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