Mittwoch, 22. August 2018

Tagebuch einer Mutter - Fernab der Langeweile

Wenn man Mutter ist, das weiß jede Mutter, dann bleibt wenig Zeit für Langeweile. In der Regel sind die Tage gefüllt von fürsorgenden Pflichten gegenüber dem Kind/der Kinder, dem Haushalt und manchmal auch dem Ehemann/Lebensabschnittsgefährte. Da würde sich so manche Mutter gelegentlich etwas Langeweile wünschen. Meistens bleibt ihnen das aber erspart, zum Beispiel bis die Kinder den elterlichen Bau verlassen haben, man endlich im Lotto gewonnen und jemand anderes den Haushalt erledigt oder der Göttergatte tatsächlich auch mal selbst mit anpackt. Ich möchte also damit sagen, dass, wenn man Kinder hat, man viel für andere tut und wenig für sich. Und das natürlich gerne. Meistens jedenfalls.

In letzter Zeit erreichte mich immer öfter die Frage: "Wie bekommt man als Frau (oder auch Mann, gibt ja auch alleinerziehende Männer) seine Bedürfnisse und die der anderen unter einen Hut?"
So mag ich gerne mal über meinen Alltag als Mutter berichten, der mittlerweile jenseits von allem was Langeweile auch nur ähnelt weit entfernt ist. Es gibt Mütter, die sind Mütter. Zuhause, mit den Kindern/dem Kind, dem Haushalt, den Haustieren, dem schlechten TV-Programm am Vormittag. Dazu fällt mir ein, Fernsehen ist auch nicht mehr das was es mal war. Ich habe neulich am Vormittag den Fehler gemacht und den Fernseher eingeschaltet. Warum eigentlich? Hatte ich etwa Langeweile??? Naja, jedenfalls, es war die Verkehrsunfallerfahrung, es war furchtbar und weil es so furchtbar und unfassbar war, kann man irgendwie fast gar nicht mehr wegschauen. Zum Glück bin ich gut erzogen und weiß, dass man nicht glotzt.
Dann soll es ja Mütter geben, die ihre Kinder aus ihrer Vagina direkt in die KiTa pressen, weil die Karriere nicht zu kurz kommen darf. Und dann gibt es Mütter wie mich, die irgendwie versuchen einen Mittelweg zu finden. Freude und Spaß für die Lieben, Freude und Spaß für mich. Manchmal haben wir das sogar zusammen. 
Mittelweg klingt ja ganz cool, aber in der Umsetzung zum Teil ne kleine Katastrophe, endet es nämlich damit, das man sich irgendwie selbst verarscht. Man versucht es jedem, auch sich selbst, irgendwie recht zu machen und muss dann manchmal entnervt feststellen, dass man ganz schön bescheuert ist. Dann lache ich kurz, sortiere die Schmutzwäsche und bin in Gedanken schon wieder drei Aktionen weiter. Denn in Wahrheit möchte ich es nicht anders. Ein Leben auf der Couch macht für mich keinen Sinn. Ziel des Tages ist nicht Abends wieder das Bett erreicht zu haben, sondern auf dem Weg dorthin gelebt zu haben. Und das heißt nicht wie ein Roboter zu funktionieren, den Alltag abzuspulen. Hand auf's Herz, natürlich habe ich auch Tage an denen ich eher als ein unterversorgter Roboter durch den Alltag trotte, als eine hüpfende, mit Glitzer um sich werfende Fee. Doch die meisten Tage freue ich mich über die Dinge die ich tun kann. Ich versuche glücklich mit den Dingen zu sein, die ich habe. *augenroll* wie das wieder klingt. Aber it's that simple. Wir verbingen so viel Zeit damit uns zu bedauern, weil wir kein Haus mit Mitte zwanzig oder gar mit Mitte 30 *ziehtdramatischdieLuftein* unser eigen nennen können, weil wir nicht drölfzigmal überbewerteten Standardurlaub machen konnten, weil die ganzen Frauen im Fernsehen, in den Illustrierten, ja sogar die Tussi aus dem Fitnesskurs, eine bessere Figur hat als man selbst. Oh bitte....stop it. Zum einen, es wird immer jemanden geben der größer, schöner, stärker ist als du. Und nun? Und zum anderen, wenn du es anders willst, verdammt nochmal hör auf zu weinen wie ein Mädchen, kneif die Arschbacken zusammen und gehe es an. Und bitte, alles was du sagst, um den Anfang hinauszuzögern, das sind alles Ausreden. Du fühlst dich gerade unangenehm berührt? Dann weißt du ganz genau was ich meine. Aber Schluss mit Moralapostel. Ich bin auch oft *mimimi* und ein Mädchen. Auch ich muss mir in den verdammten Hintern treten und manchmal möchte ich mich einfach auf diesen fallen lassen und weinen wie ein Mädchen, dem sein wunderbares Eis runtergefallen ist. Doch sei kein Mädchen, denn das Mädchen sieht nicht die Möglichkeiten das es hat. Es sieht nur den Ist-Zustand. Steh auf, sei kein Mädchen, sieh deine Möglichkeiten. (Oh, der war gut, den werde ich mir merken)
Es gibt aber auch Momente, da möchte ich tatsächlich gerne einmal aus allem ausbrechen, mich ins Auto setzen und weit, weit weg fahren, weil ich das Gefühl habe, ich schaffe das alles nicht. Dann muss ich mich daran erinnern, dass ich nicht alles schaffen muss. Ich muss nicht perfekt sein. Es muss nicht immer frisch gekocht, gesaugt, gebügelt oder jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen werden, oder dann wird der 10-Kilometer-Lauf halt morgen gemacht. Manchmal geht's halt nicht. Fakt ist, man schafft viel mehr als man denkt. Man muss nur einfach mal anfangen. Einen groben Plan machen, Alternativen bedenken.
Ich versuche ja auch den Spagat zwischen Hausfrau/Mutter/Arbeit und Triathlon zu bewältigen. Wird manchmal ne ganz schön schmerzhafte Grätsche, aber meistens funktioniert das ganz gut.
Sofern man kein stillendes Baby hat, und selbst mit diesem ist man zu mehr fähig, als man vielleicht denkt, dann hat man eigentlich immer mal wieder Zeit die man für sich nehmen kann. Aufräumen, putzen, kochen, etc. das kann man auch mit den Kindern zusammen. Man sollte diese freien Minuten eher für sich nutzen, anstatt in Ruhe zu bügeln *yeah*
Letztendlich muss aber jeder für sich einen Weg finden mit dem er glücklich ist/wird. Und sei dir sicher, es gibt einen Weg für dich.